Betreff: P.S.2: DOSENPFAND - da gehts wieder rund

Von: BANKderKÜNSTE

Datum: Sun, 22 Jul 2001 21:47:02 +0200

An: bank_der_kuenste@domeus.de



Die von Umweltminister Jürgen Trittin eingebrachte Verpackungsverordnung fand im Bundesrat keine Mehrheit. Das Pflichtpfand wird daher zunächst nur für Bier sowie Mineralwasser-Flaschen und -Dosen eingeführt. Und absehbar für Wein. Brandenburgs Votum gab den Ausschlag.

Nachdem die BANKderKUENSTE dieses Thema behandelt hatte, war den großen Bossen klar, daß dies ein Spitzenstoff für eine großangelegte Auseinandersetzung sein wird. Sie lehnten sich also mächtig weit hinaus, um sich gegenseitig vom Zaun einen Streithahn zu brechen, anstatt miteinander an einer Lanze zu ziehen, bis diese bräche. Es kristallisierten sich Wider- und immer Wiedersacher heraus, die sich bekriegten, sie haben sich aber immernochnicht gekriegt...

 

Der geschlagene Umweltminister reagierte gefasst. Nein, eine Niederlage sehe er nicht, der Bundesrat habe "nicht schön für die Bundesregierung entschieden", aber die Ministerpräsidenten würden ihre Entscheidung überschätzen. Denn die Länder haben mit ihrem Votum nur Trittins Novelle abgeblockt, müssen aber stattdessen die zehn Jahre alte Verpackungsverordnung von Klaus Töpfer schlucken.
 

Aber muß die zwangsläufig die schlechtere sein, wie der eingeschnappte Dickkopf Umweltministeur behauptet? Der 91er Regelung zufolge wird ein Zwangspfand auf die Marktsegmente erhoben, deren Einweg-Anteil über 28% des Gesamtumfangs liegt. Ist es denn falsch, wenn nur die Gruppen reguliert werden, die aus dem Ruder laufen?

Anscheinend hat der Deutsche kapiert, daß er aus umwelttechnischen Gründen nur eine Cola-Dose kaufen soll, wenn er gerade unterwegs ist. Dann jedoch scheint er sich zuhause mit einer Dose Bier vor den Fernseher zu setzen. Seine Frau kriegt allerdings keins. Die darf sich nämlich nicht betrinken, weil sie sonst beim Nachschub holen die Kellertreppe runterfällt. Was er aber nicht weiß, ist, daß sie in der Putzkammer ne Flasche Blanc de Blancs versteckt hat, die sie in der früh im Glascontainer um die Ecke beseitigt.

Und weil das alles eben so ist, wäre es genug, nur ein paar Sachen zu verpfanden. Das funktioniert nämlich, geplantermaßen von selbst. Saufen sich die beiden nämlich, weil das Bier so teuer geworden ist, nen Cola-Rausch an, zieht in Kürze die Regelung auch dafür, wenn nicht, auch gut.

Nur Herr Trittin sieht das nicht ein, er war nämlich immer ein Radikalo. Man will ja nicht seinen Prinzipien untreu werden. Die haben imübrigen nix mit Umwelt zu tun. Er ist nämlich garkein Stamm-Grüner, sondern einfach nur ein ganz linker.

 

Trittins Ankündigung, die geltende Töpfer-Verordnung umzusetzen, mochte der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber allerdings nicht ernst nehmen. Die Bundesregierung müsse nun erneut mit den Ländern über einen Kompromiss verhandeln, forderte er. Schließlich könne sich Kanzler Gerhard Schröder "nicht einfach über die Mehrheit der Länder hinwegsetzen".
 

Was er ja eigentlich nicht tut, denn die Mehrheit der Länder hat mit ihrem Votum nur eine Gesetzesänderung abgelehnt.

Wenn dann wieder die Leute kommen, und sagen, der Handel könnte ja eigenverantwortlich nach einem "öffentlich-rechtlichen Vertrag" selbst der Entwicklung einhalt gebieten, bleibt nur zu sagen, daß er das bis dato auch nicht geschafft hat. Wie stellen die sich das eigentlich vor? Sollen die jetzt aufeinmal anfangen, weniger Dosen zu produzieren? Und wenn ja, wer? Das hätte nämlich nur zurfolge, daß die Leute beim Edeka an die Kasse rennen und sagen "warum issn scho wieda des Bex alle?" und sich dann eine Palette Schloß-Pilsener kaufen. Toll!

 

Trittin kündigte aber an, in Kürze die neueste Marktsbestandaufnahme zu veröffentlichen, anhand der bei Unterschreitung der zulässigen Mehrwegquoten ein halbes Jahr später automatisch das Pflichtpfand in Kraft tritt.
Dies wird auch bei Weinflaschen zunehmend wahrscheinlicher, die Trittin in seiner Novelle generell vom Pflichtpfand ausnehmen wollte. Da die großen Handelsketten aber auch immer mehr ausländische Weine in Wegwerfflaschen verkaufen, ist auch hier die zulässige Einwegquote inzwischen erreicht und wäre, wenn es nicht eine besonders hohe Toleranzgrenze gebe, bereits überschritten.

Wir werden ja sehen, was noch so alles passieren wird. Bis dahin: Ex und Hopp!

 

psycho Quelle: Spiegel-Online

 

 

 

 

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